2,7 Gramm Kokain in der Mittelkonsole, aber der vehemente Versuch, es auf Prostituierte abzuwälzen. Was nach einer Folge aus Daily Soaps klingt, ereignete sich 2021 tatsächlich in Kiel. Beamte des dort zuständigen Hauptzollamtes überprüften am 5. März 2021 den Wagen eines Mannes. Dieser war im Vorfeld schon mehrfach im Straßenverkehr aufgefallen. Bei der Durchsuchung des PKWs stellten die Beamten 2,7 Gramm Kokain sicher und auch der Fahrer schien unter dem Einfluss der Droge zu stehen. Er hingegen versicherte den Beamten, trotz positivem Drogentest, selbst keine Drogen zu konsumieren. Aber das war erst der Anfang einer skurrilen Geschichte, in der Prostituierte, Natursekt und ein besonderer Fetisch die Hauptrollen spielen sollten.
Laut seinen Aussagen gehörte das beschlagnahmte Kokain seiner Freundin. Die Begründung, warum in seinem Blut Rückstände von Benzoylecgonin festgestellt wurden, war allerdings noch absurder…
Natursektfetisch und Prostituierte seien schuld an Befund
Kurz zur Erläuterung: Bei einem Natursektfetisch geht es darum, den Urin einer anderen Person zu genießen. Sei es auf dem Körper oder dadurch, den Urin oral aufzunehmen. Dabei handelt es sich um einen weitverbreiteten Fetisch, den auch viele Prostituierte ihren Freiern anbieten.
Diese Tatsache nutzte der Fahrer, um so dem Entzug seiner Fahrerlaubnis zu entgehen. Seiner Argumentation nach habe er regelmäßig Prostituierte besucht, um seinen besonderen Kink auszuleben. Nicht nur, dass er vorab behauptete, das Kokain gehöre seiner Freundin – damit räumte der Fahrer ein, sie regelmäßig mit leichten Mädels zu hintergehen, um seine Vorliebe für Urin auszuleben.
Er behauptete wiederholt, selbst keine Drogen zu konsumieren. Der Herr verwies dabei sogar auf einen Drogentest, der nur wenige Monate zuvor im Rahmen seiner Tätigkeit als Lokführer durchgeführt worden war. Wie die Kokain-Rückstände in seine Blutlaufbahn gekommen seien? Hierzu legte er offen, beinahe wöchentlich Prostituierte besucht zu haben, um der Natursektpraktik nachgehen zu können. Dabei habe er sich über verschiedene Plattformen wie zum Beispiel „poppen.de“, „markt.de“ und „MyDirtyHobby“ mit Hobbygirls getroffen. Ziel seiner Besuche sei es gewesen, ihren Natursekt direkt von der Quelle zu erhalten. Das bedeutet im Klartext, sie sollten ihm unter der Dusche direkt in den Mund pinkeln, um seine Vorliebe zu stillen.
Die einzige für ihn logische Erklärung sei gewesen, dass die von ihm gebuchten und besuchten Prostituierten selbst Kokain konsumiert hätten. Die Rückstände in seinem Blut seien damit zu begründen, dass durch die Aufnahme ihres Natursektes das Koks in seinen Organismus gelangt sein müsse. Er selbst könnte keine Aussagen darüber treffen, ob die von ihm aufgesuchten Damen sich vorab die „Nase gepudert“ haben. Über die Menge des von ihm geschluckten Natursektes konnte der Mann keine Angaben machen. Laut seinen Aussagen seien es im Zeitraum Februar/März 2021 aber zahlreiche Schlucke Urin gewesen.
Das Verfahren gegen den Beschuldigten zog sich bis in den September 2021. Selbstverständlich betonte er immer wieder, selbst kein Kokain konsumiert zu haben.
Gericht lässt Natursekt Fetisch nicht als Begründung für Kokainrückstände zu
So sehr der Mann auch versuchte, die Schuld auf Prostituierte und seinen besonderen Kink für Natursekt abzuwälzen. Das Gericht in Schwerin, bei dem zur Hauptverhandlung kam, lehnte den Widerspruch des Beschuldigten ab. Ein Grund dafür war, dass er keine genauen Angaben zu den Damen machen konnte, mit denen er seiner Vorliebe für Natursekt nachging. Er nannte weder Orte, noch konkrete Zeiten, zu denen seine Besuche stattgefunden haben sollen. Darüber hinaus weigerte er sich, nähere Angaben zu den einzelnen Prostituierten zu machen. Ein weiterer Punkt war, dass er selbst nicht wusste, ob die Damen vor seiner Ankunft Lines gezogen haben.
Die Rückstände des Kokain Abbauproduktes Benzoylecgonin deuteten zwar nicht auf einen zeitnahen Konsum der Droge hin – reichten aber aus, um den Fahrer als fahruntüchtig zu erklären und somit als Bedrohung für den Straßenverkehr einzustufen.
Des Weiteren spielte die Vorgeschichte des Mannes eine wichtige Rolle bei der Urteilsverkündung, die zur Entziehung der Fahrerlaubnis führte. 2012 stellte sich im Rahmen einer medizinisch-psychologischen Untersuchung heraus, dass er 2010 als Türsteher gearbeitet hatte und in dem Zuge regelmäßig Kokain konsumiert hatte.
Da sich der Mann zu keinen konkreten Äußerungen hinsichtlich des Zeitpunktes seiner Prostituiertenbesuche durchringen konnte, wurde der von ihm eingereichte Widerspruch letzten Endes abgelehnt. Noch dazu konnte er selbst keine genauen Angaben dazu machen, ob die von ihm besuchten Damen überhaupt Kokain konsumiert hatten, bevor er ihren Natursekt genoss.
Aufgrund des Tatbestandes und der waghalsigen Aussagen des Beschuldigten kam das Gericht Schwerin zu dem Entschluss, dem Mann, der auch einen Personenbeförderungsschein hatte, die Fahrerlaubnis zu entziehen. Insgesamt handelte es sich bei Gerichtsverfahren gegen den Natursektfetischisten mit Kokainrückständen im Blut um einen Streitwert von insgesamt 40.000 Euro.