Beziehungsformen der anderen Art

Man being kissed on cheek by two women

Beziehungen = Zweisamkeit? Das war einmal

Entweder man lebt monogam mit einem Menschen oder polygam und führt idealerweise keine Beziehung. Ein Schwarz-Weiß-Denken, das schon längst nicht mehr dem Alltag entspricht. Galt die monogame Partnerschaft in der Vergangenheit als das wünschenswerte Ziel, hat sich Blatt im Laufe der Zeit gewendet. Monogam und polygam sind längst nicht mehr die einzigen Begrifflichkeiten, wenn es um heutige Beziehungsmodelle geht. Mittlerweile gibt es etliche Alternativen, auf die wir im Folgenden eingehen.

Monogamie war doch das, wo eine Beziehung lediglich aus zwei Menschen besteht, oder? Richtig – und es heißt ja, dass der Mensch nicht für das monogame Leben bestimmt ist. Sprich, innerhalb der Beziehung wäre es nur menschlich, sich auch mit anderen zu treffen und romantische und erotische Momente zu erleben.

Swinger-Paare besuchen gemeinsam gewisse Clubs, um sich zusammen mit anderen zu vergnügen. In einer polyamoren Beziehung wird die Liebe mit anderen geteilt und das Paar hat gleichzeitig mehrere Partner*innen. Und das gibt es noch Männer, die ihre Frauen gerne mit anderen im Schlafzimmer teilen und dabei die Rolle des Beobachters einnehmen. Ganz schön verwirrend, oder? Wir versuchen etwas Licht ins Dunkle zu bringen und die verschiedenen Beziehungsmodelle zu erläutern.

Die Polyamorie

Bei einer Beziehung á la Polyamorie führt das Paar gleich mehrere Beziehungen parallel. Alles im gegenseitigen Einverständnis und ohne irgendwelche Eifersüchteleien. Die geführten Beziehungen verlaufen dabei sowohl auf einer emotionalen und einer sexuellen Ebene. Im Klartext: Du hast nicht nur eine, sondern gleich mehrere Beziehungen und alle wissen voneinander. Du tanzt zeitgleich auf mehreren Hochzeiten. Wahrscheinlich nur ein Modell für wahre Organisationstalente.

Der Clou ist, dass alle Beteiligten mit dieser Konstellation einverstanden sind. Aber Achtung: Die Polyamorie ist nicht mit der Polygamie zu verwechseln. Hierbei handelt es sich umgangssprachlich um das Modell der Vielehe. Da in Deutschland eine Person aber nicht gleichzeitig mehrere Ehen führen kann, ist diese Konstellation in der Bundesrepublik nicht nur verboten, sondern gar nicht möglich.

Die hierarchische Polyamorie

Wo wir schon beim Führen verschiedener Beziehungen sind – bei diesem Modell gibt es eine klare Hierarchie unter den Partnern. Dabei wird eine Person immer favorisiert oder die anderen spielen lediglich die zweite oder dritte Geige. In dem Fall wissen die Partner sogar, ob sie nur Nummer zwei oder gar Nummer drei sind.

Gemeinsames Swingen

Es ist kein Fremdgehen, wenn der Partner dabei ist und mitmacht! Bei Swinger-Paaren geht es nicht darum, romantische Gefühle gegenüber anderen Personen zu entwickeln. Es geht darum, die Sexualität gemeinsam auszuleben. Es gibt Locations, in und an denen sich solche Pärchen treffen – und dann verschiedene Arten von Sexualpraktiken ausprobieren können. Denkbar ist auch ein Partnertausch, bei dem beide gleichzeitig mit einem jeweils anderen Sexualpartner schlafen.

Swingen ist aber keine Sache, die man alleine durchzieht. Das Paar geht immer gemeinsam auf die Suche nach einem erotischen Abenteuer. Manche stehen auch einfach auf den Kick, sich beim Sex von Fremden beobachten zu lassen.

 

Cuckold Paare

Apropos Zuschauer – bei diesem Beziehungsmodell wird auch beobachtet. Allerdings schlüpft hierbei der Mann in die Rolle des Voyeurs und sieht seiner Partnerin beim Sex mit einem anderen Mann zu. Eine Beziehungsform, die sich oft im BDSM-Bereich wiederfindet und in der der männliche Part von der Frau dominiert wird. In dem Fall kann es sogar dazu kommen, dass er gefesselt und zum Zuschauen „gezwungen“ wird.

Die Mono-Poly-Beziehung

Hier zieht nur eine Person über Los, während der Partner oder die Partnerin brav zu Hause sitzen bleibt. Richtig, einer von beiden führt mehrere Beziehungen und der andere lebt komplett monogam.

In meinen Augen muss das eigene Selbstwertgefühl ziemlich im Keller sein, um damit pari zu gehen, dass der andere nebenbei noch weitere Personen liebt und sich mit ihnen auslebt. Eifersucht sollte in dem Fall wahrscheinlich ebenfalls ein Fremdwort sein.

Polyamorie mit geschlossener Gesellschaft

Aber war Polyamorie nicht das, wo sich direkt ein Sechseck aus Menschen liebt und alle offen sind? Genau – aber bei dieser Form gibt es einen festen Kreis. Eine geschlossene Gesellschaft unter Liebenden, in der allerdings absolute Treue herrscht. Niemand schaut sich außerhalb des bestehenden Teiches um.

Die Dreiecks- oder V-Beziehung

Alle guten sind drei und das gilt auch innerhalb der V-Beziehung. Eine Linie steht für eine Person und der Schnittpunkt am Ende für eine weitere. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Mann gleichzeitig zwei Frauen hat oder eine Frau zwei Männer.

Auch hier sind alle glücklich mit der bestehenden Konstellation, wobei sich die Beteiligten in der Regel untereinander kennen. Zwei Freundinnen teilen sich einen Mann oder zwei Freunde eine Frau.

Man being kissed on cheek by two women

Exklusive Nicht-Monogamie – einer für die Liebe und viele für den Sex

Wer braucht schon Affären, wenn man mit gegenseitigem Einverständnis auch außerhalb der heimischen Bettkante Spaß haben darf? Sex mit anderen ist völlig okay, solange es auch nur dabei bleibt.

Paaraktivitäten, Urlaube und andere Unternehmungen werden aber nur mit dem Partner gemacht. Es ist lediglich gestattet, in mehreren Schlafzimmern vertreten zu sein.

Freie Liebe

Liberalität in allen Ehren. Aber wohin würde es führen, wenn jeder das machen kann, wonach ihm der Sinn steht? Keine Grenzen, kein Regelwerk und die reinste Liebes-Anarchie!

Polyamorie als Single

Gerade wer Single ist kann die Polyamorie in vollen Zügen ausleben. Warum nur eine Beziehung suchen, wenn man auch direkt mehrgleisig fahren kann. Natürlich wird nichts an der Wohnsituation geändert und keine Beziehung ist wirklich exklusiv. Und schon ist die Solo-Polyamorie in vollem Gange.

Bisexualität

Die Bisexualität bietet vermutlich die meisten Möglichkeiten, wenn es um die verschiedenen Beziehungsmodelle geht. Es bedeutet aber nicht, dass der ständige Drang nach wechselnden Geschlechtern wie eine Sucht ist. Bisexuelle Menschen können auch eine monogame Beziehung führen.

Bin ich vielleicht auch nicht-monogam?

Wie stehst du zum Thema Fremdgehen oder dem Gedanken, die Erlaubnis zu haben, dich mit anderen zu vergnügen? Du siehst das Ganze eher skeptisch und findest eine Beziehung ist eine Sache der Zweisamkeit? In dem Fall bist du die Monogamie in Person. Sofern du bei dem ein oder anderen Abschnitt jedoch dachtest „Yes, das will ich!“, dann solltest du vielleicht über den Tellerrand schauen und dem Club der Nicht-Monogamen beitreten.

Das macht eine nicht-monogame Beziehung aus!

Eine ordentliche Portion Vertrauen und das Wegstreichen des Wortes Eifersucht aus dem Wortschatz. Offenheit und eine gesunde Kommunikation sind in einer nicht-monogamen Beziehung das A und O. Es wird offen über Bedürfnisse gesprochen und gemeinsam nach einer Lösung gesucht.

Still und heimlich in andere Betten hüpfen, zählt nicht! Wer fremdgeht lebt vielleicht nicht-monogam, verletzt mit seinem Handeln aber jemanden.

Die Risiken und Konsequenzen

Zu viel des Guten kann zu jeder Menge Stress führen. Eine Beziehung zu führen, ist ja schon eine Kunst im Umgang mit Kompromissen und Einigungen. Aber dann noch weitere Beziehungen zu haben, erfordert schon ein hohes Maß an Organisationstalent und Kompromissbereitschaft. Es kann auch passieren, dass sich mit der Zeit mehr Gefühle entwickeln eine der beteiligten Personen plötzlich eifersüchtig wird.

Erfahrungen mit anderen Menschen können einem auch oft zeigen, dass es noch weitaus Besseres als das Bisherige gibt. Nicht, dass sich beim Partnertausch oder einer Mono-Poly-Beziehung plötzlich Armor einmischt. Das könnte das Aus für die Beziehung bedeuten.

Gesellschaftlich ist es auch nicht alltäglich zu Bekannten und Freunden zu gehen und ihnen verschiedene Partner vorzustellen.