Kaum eine Stellenausschreibung hat vermutlich für so viel Aufsehen gesorgt. Im Sommer annoncierte ein Erotik-Portal, dass sie einen Bordell-Tester suchen. Viele hielten die Ausschreibung für einen verspäteten Aprilscherz, aber sie war echt. Die Plattform erreichte über 150 Bewerbungen, in denen die Männer schworen, perfekt für den Traumjob zu sein. Am Ende wurde es ein 31-jähriger Bewerber, der sich spontan für diesen Versuch entschied.
Wie er zum Bordell-Tester wurde
Ursprünglich kommt der 31-Jährige aus der Gastronomie und ist selbst gar kein aktiver Bordellgänger. Nachdem das Lokal, in dem er arbeitete, geschlossen hatte, schickte ihm ein Freund die Stellenausschreibung als Bordell-Tester zu. Da er sich für das Rotlicht interessierte, schickte er spontan seine Bewerbung ab. So wurde der Mann, der bis dato nur ein paar Erfahrungen mit Sauna-Clubs hatte, zum Tester für die deutsche Rotlichtwelt.
Er konnte bei einem virtuellen Bewerbungsgespräch alle anderen Bewerber ausstechen und erhielt den Job, von dem so viele Männer träumen. Nun arbeitet er seit dem 1. Oktober als Bordell-Tester und verbringt wöchentlich rund 20 Stunden in Laufhäusern und Sauna-Clubs.
Was verdient ein Tester für Bordelle?
Mit dem Gehalt kommt der Anfang 30-Jährige gut über die Runden und noch dazu erhält er Spesen für sämtliche Ausgaben. Bahnkarten sind dabei nur ein Teil, denn auch der Eintritt in die entsprechenden Locations gehört dazu. Handelt es sich bei den Etablissements um bloße Bordelle, dann wird ihm sogar das Geld für den Sex mit Prostituierten erstattet. Allerdings gilt das nicht für sämtliche Locations.
In Sauna-Clubs ist es beispielsweise nicht seine Kernaufgabe, mit den Frauen aufs Zimmer zu gehen. In solchen Fällen ist das Ziel, die Locations unter verschiedenen Gesichtspunkten unter die Lupe zu nehmen. Und dafür gibt es sogar einen speziellen Kontrollbogen, den er nach den Besuchen ausfüllen muss. Richtig, der Beruf des Bordell-Testers ist auch mit viel Papierkram und nicht nur mit nackter Haut und Spaß verbunden.
Das Bordell-Test-Protokoll
Sobald er ein Bordell oder einen Club verlassen hat, muss der Bordell-Tester ein Protokoll ausfüllen. Da er bei seinen Besuchen komplett Undercover ist, sind Gedankennotizen seine einzige Hilfestellung. Während sich andere Männer bei den freizügigen Frauen vermutlich gar nicht konzentrieren können, muss er einen kühlen Kopf bewahren.
Das Bordell-Test-Protokoll beinhaltet fünf verschiedene Kriterien, die er anhand einer Skala von eins bis zehn beurteilen muss. Ergänzend kann er zu jedem Kriterium noch eine Randnotiz hinterlegen, um seine Punkte zu begründen.
Die Punkte, auf die der Bordell-Tester achten muss:
- Sauberkeit – wie sieht es mit Ordnung in dem Etablissement aus und werden alle Hygienebestimmungen eingehalten?
- Sicherheit – ist vielleicht erkennbar, dass die anwesenden Damen eingeschüchtert werden? Und wie sieht es in Sachen Diskretion aus – oder ist es möglich, schnell dem Nachbarn über den Weg zu laufen?
- Gastfreundlichkeit – wie werden die Gäste behandelt? Dazu gehören Punkte wie die Begrüßung, die Vorgehensweise der Damen und die Art, wie sie Männer für sich gewinnen.
- Atmosphäre – ist das Ambiente einladend? Hier achtet der Bordell-Tester auf das Interieur und die gesamte Atmosphäre innerhalb der Location.
- Angebot – wie sind die Preise und was gibt es dafür? In Sauna-Clubs gehört dazu auch das Buffet und inwiefern das Wellnessangebot vorhanden ist.
Aufgrund des Fragebogens wird bei der Arbeit des Bordell-Testers auch hinsichtlich der Etablissements unterschieden. Bei einem klassischen Laufhaus gehört zum Aufgabenbereich, auch die Zimmer unter die Lupe zu nehmen. Da das erst mit der Buchung einer Dienstleisterin möglich ist, werden in dem Fall auch die Kosten für den Sex übernommen. In einem Sauna-Club ist muss der Tester selbst für den Spaß aufkommen, da hier andere Dinge im Fokus stehen.
So wurde er innerhalb eines Clubs von einer Dame mehrfach bedrängt, sie auf einen teuren Schampus einzuladen. An dem Punkt hagelte es Kritik in der Kommentarspalte des Protokolls.
Sein Job bleibt sein Geheimnis
Einfach der Familie stecken, dass man als Bordell-Tester arbeitet? Da erzählt der Anfang 30-Jährige seinen Bekannten und Eltern lieber, dass er diverse Gelegenheitsjobs ausübt. Und das, obwohl er den Kern des Jobs verstanden hat und ihn nicht nur zum Spaß macht.
In seinen Augen geht es darum, eine hochfrequentierte Branche im Auge zu haben. Einerseits ist es eine Möglichkeit, so mit Vorurteilen aufzuräumen. Andererseits braucht die Branche einfach strengere Kontrollen, um die Sicherheit für Frauen und Kunden gewährleisten zu können.
Das Erotik-Portal teilt die Meinung
Erobella ist ein junges und zugleich führendes Unternehmen, wenn es um die Erotikbranche in Deutschland geht. Und auch hier ist der Einsatz des Bordell-Testers klar definiert. Sie wollten jemanden, der einen Blick hinter die Kulissen wirfst und darauf achtet, wie es in deutschen Rotlichtetablissements zugeht. Nur so können Stellen gefunden werden, an denen eventuelle Verbesserungsbedarf besteht.