Das Problem mit Pornos ohne Consent – und der bürokratische Lösungsweg, um weiterhin die Augen zu verschließen

Private Aufnahmen, die, ohne eigene Zustimmung, auf diversen Porno Seiten veröffentlicht werden, sind ein brisantes Thema und ein reales Problem. Die Politik sieht den Konsum von erotischen Inhalten aber als Ausnahme und wirft mit unzureichenden Regularien um sich. Kleine Foren hingegen nutzen schon moderne Verifikationsmaßnahmen, um diesem Problem entgegenzuwirken. Was können Politik und große Webseiten von den Subcommunitys lernen und warum helfen Ausweiskontrollen nicht, um Pornos ohne Consent zu regulieren?

Pornoseiten übertrumpfen Amazon im Ranking

Die Zeiten, in denen Pornos zu den Tabuthemen gehörten, sind schon lange passé. Die Metadaten des Unternehmen Similarweb zeigen, dass Seiten wie Pornhub und XVideos im Mai 2023 mehr Traffic als Amazon verzeichneten. Pornos sind heutzutage ein alltägliches Konsumgut und das ist auch kein Problem. Problematisch wird es aber dann, wenn die Inhalte ohne Zustimmung der Protagonisten hochgeladen werden.

 

Private Aufnahmen tauchen plötzlich im Netz auf – ein Schreckensszenario

Stell dir vor, du drehst einen privaten Erotikfilm und Monate später wirst du darauf angesprochen. Oder vielleicht auch erst Jahre später, indes schon tausende von Menschen dich beim Koitus oder anderen Sexpraktiken beobachten konnten. Oder du weißt gar nicht, dass die Kamera lief, während du dich der Lust hingegeben hast. Ein solches Szenario mussten schon viele Frauen erleben. Unter anderem auch Amerikanerin Chrissy Chambers. Insgesamt tauchten sechs Videos der jungen Amerikanerin im Netz auf, die ohne ihre Zustimmung gedreht und veröffentlicht worden sind.

Dass die sogenannte „bildbasierte Gewalt“ keine Seltenheit und ein ernstzunehmendes Thema ist, beweist schon die Tatsache, dass die EU-Kommission sich 2022 dazu geäußert hat.

Strafen zu verhängen, reicht aber nicht. Denn oft dauert es, wie im Falle von Chrissy Chambers, Jahre, bis die Pornos ohne Consent ans Licht kommen. Es müssten also Maßnahmen her, die präventiv greifen und verhindern, dass solche Videos überhaupt erst an die Öffentlichkeit geraten.

Ausweiskontrollen verhindern nicht das fehlende Einverständnis

Wie Politik und Pornoseiten gegen die Pornos ohne Consent vorgehen wollen? Ausweiskontrollen sollen verhindern, dass potenzielle Täter auch nur in den Versuch kommen, Bilder und Videos von Bekannten oder EX-Partnern zu veröffentlichen. Oft sind diese Veröffentlichungen ein Akt der Rache und auch als „Revenge Porn“ bekannt. Dabei handelt es sich um Aufnahmen, die nach dem Ende einer Partnerschaft, meistens von den Männern, veröffentlicht werden. Und Rache macht bekanntlich blind, wodurch die Konsequenzen in den Hintergrund rücken.

Ausweiskontrollen packen das Problem also nicht an der Wurzel und sind lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein. Sie können zwar dabei helfen, Täter ausfindig zu machen, aber bis dahin wurden die Videos schon tausendfach gestreamt, runtergeladen und womöglich noch verteilt.

Ein weiteres Problem: Ausweiskontrollen rauben die Anonymität

Nicht nur, dass die Ausweiskontrollen viel zu spät greifen. Sie nehmen auch vielen Frauen, die ihre Videos bewusst, aber anonym hochladen, die Möglichkeit, ihre Person zu schützen. Es gibt zahlreiche Darstellerinnen, die sich vor der Kamera zeigen, aber mit Masken oder auf andere Art ihre Identität verschleiern. Durch Ausweiskontrollen werden private Daten gesammelt und gespeichert – genau das möchten die Frauen aber nicht, wodurch ihnen der Upload unnötig erschwert wird.

Mit den Ausweiskontrollen werden erstens keine Pornos ohne Consent verhindert. Dafür erschweren sie Frauen, die ihre Identität nicht preisgeben, aber Videos hochladen möchten, diesen Weg. Die Webseitenbetreiber und die Politik gehen aber noch einen Schritt weiter, denn die Ausweiskontrollen sollen nicht nur für Uploads gelten. Auch der Konsum soll zukünftig auf machen Seiten damit verbunden sein, vorab seine Identität preiszugeben.

Ein weiterer Punkt, der die geplanten und teilweise schon herrschenden Ausweiskontrollen in ein kontroverses Licht rücken. Das Problem der fehlenden Zustimmung scheint mit dieser Lösung außen vorgelassen zu werden und primär nur ein Mittel zur Datenerhebung zu sein.

Fakt ist aber, dass Pornos ohne Consent dadurch nicht verhindert werden und weiterhin ein Problem darstellen. Dadurch entsteht keinerlei Überprüfung, ob die gezeigte Frau der Veröffentlichung zustimmt, von der Aufnahme weiß oder der Handlung vorab überhaupt zugestimmt hat.

Anonyme Pornos dürfen nicht verhindert werden!

Jeder Mensch hat das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Gerade zu beginn ihrer Karriere nutzen viele Hobbydarstellerinnen Anonymitätsmerkmale wie Masken, um sich diskret zeigen zu können. Andere Frauen nutzen wiederum erotische Aufnahmen von sich, um politische Statements zu setzen. Sich öffentlich zu den Videos zu bekennen, könnte in manchen Ländern sogar ernste Konsequenzen haben. Ein Beispiel dafür ist ein Subreddit mit dem Namen RepressedGoneWild – ein Forum, auf der Frauen aus religiösen Ländern mit Nudes gegen die Unterdrückung ihrer Sexualität protestieren.

Würden diese Frauen ihre Aufnahmen auf Seiten mit Ausweiskontrollen veröffentlichen, würden sie sich gleichzeitig in große Gefahr begeben. Im Falle eines Hacks oder Datenleaks wären ihre privaten Daten öffentlich. Da solche Subreddits und andere kleine Webseiten auf andere Sicherheitsmaßnahmen setzen, können sie ihre Inhalte aber bedenkenlos veröffentlichen.

Stift, Zettel und Bilder – so geht Porno mit Consent

Während sich die Politik und große Pornoseiten mit bürokratischen Lösungen rumschlagen, haben kleinere Foren schon längst eine sinnvollere Alternative gefunden. Dort müssen Frauen vor dem Veröffentlichen ihrer Inhalte zu Stift, Zettel und einer Kamera greifen.

Dabei müssen ihren gewählten Nutzernamen, das aktuelle Datum und den Namen der Plattform auf ein Blatt Papier schreiben. Dieser Zettel wird dann vor den Körper gehalten und Fotos aus verschiedenen Winkeln verlangt. Das stellt sicher, dass es sich auch tatsächlich um die Frauen in dem gezeigten Video handelt und beugt auch der aktuellen Thematik der Deepfakes vor.

Durch das Einreichen der Bilder bestätigen die Frauen ihre Identität, ohne dafür ein Ausweisdokument vorzulegen. Noch dazu erteilen sie damit gleichzeitig die Zustimmung der folgenden Uploads, was Pornos ohne Consent von Anfang an verhindert.

In der Praxis sieht das folgendermaßen aus: Ein Account, muss sich durch die Zettel und Stift Methode verifizieren und kann erst anschließend Inhalte veröffentlichen, auf denen die gleiche Person zu sehen ist.

Ausweiskontrollen vs. Stift und Zettel – was verhindert Pornos ohne Consent?

Ausweiskontrollen packen das Problem nicht an der Wurzel und gleichen eher einer willkürlichen Datensammlung, die im Falle eines Lecks unzähligen Menschen schadet. Stift und Zettel sind eine Maßnahme, die für mehr Sicherheit und Anonymität sorgt und beinhaltet, dass die Frauen anhand dieser Verifizierung den Beweis ihrer Zustimmung erbringen.

Durch die Verifikation mit Stift und Papier könnten auch weiterhin Hobbygirls ihre Inhalte veröffentlichen, ohne gleich ihre Identität preisgeben zu müssen. Dazu kommt noch, dass die Ausweiskontrollen auch für Konsumenten gelten sollen. Und wer möchte sich erst mit seinem Personalausweis auf einer Pornoseite anmelden, um es sich anschließend gemütlich zu machen. Zumal diese Methode nicht verhindern würde, dass es auch weiterhin zu Revenge Pornos ohne Consent käme.

Das Problem erfordert mehr Aufmerksamkeit

Abschließend möchten wir noch einmal auf die heikle Problematik solcher Pornos hinweisen. Jeder hat das Recht, seine Sexualität selbst bestimmt auszuleben. Es sollte aber auch jeder selbst entscheiden können, ob dabei entstandene Aufnahmen veröffentlicht werden. Dazu kommt noch, dass es Fälle wie der von Chrissy Chambers gibt, in dem die Frauen nicht einmal wissen, dass sie gefilmt werden.

Potenzielle Opfer, die es vor bildbasierter Gewalt nicht geschützt sind, wenn lediglich eine Kontrolle des Ausweises erfolgt. Diese Maßnahme ist veraltet und keineswegs für die digitale Welt geeignet. Präventivmaßnahmen, die vor dem Upload greifen, sollten zum Standard werden und sind der einzige Weg, um Pornos ohne Consent zu verhindern.